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Abschied und Dank
Klara Niedermann
(3. November 1918 - 3. September 2021)
Bild: © Bernadette Kalt
Zum Tod von Klara Niedermann, Wettswil
Als siebtes von fünfzehn Kindern kam Klara am 3. November 1918 in Wil (SG) zur Welt. Mit Freude erzählte sie oft, dass sie in der Primarschule bei den Dominikanerinnen zu St. Katharina in Wil geprägt worden sei, was zu den schönsten Erinnerungen ihrer Jugend gehörte. Auf dem Hof der Familie lernte sie die Natur kennen und schätzen. Daheim lernte sie auch arbeiten, denn das Geld war knapp. Ein Mädchen gehöre in den Haushalt, meinte ihre Mutter, entsprechend dem Zeitgeist, und liess Klara nicht in die Sekundarschule gehen und sie durfte auch keinen Beruf erlernen. Doch Klara, damals Köchin in diversen Anstellungen, sparte, um einmal ihren Traumberuf zu erlernen. Mit 28 Jahren konnte sie die Ausbildung zur Krankenschwester endlich beginnen.
Klara Niedermann war aufgeschlossen und arbeitete zielgerichtet. Das zeigte ihr Auslandeinsatz. Zwei Jahre arbeitete sie in der Uniklinik in San Francisco und lernte nebenbei Englisch, um den High School Abschluss zu erreichen. Die Berufsausübung erfolgte dann bis zur Pensionierung im Kantonsspital Zürich, dem heutigen UniversitätsspitaL Klara hat sich einen Namen gemacht. Kompetent, liebevoll und herzlich tat sie selbstlos ihren Dienst in unermüdlicher Beständigkeit. Nicht selten fragten Ärzte sie um ihren Rat. Mit Leib und Seele war sie Krankenschwester und die Pensionierung fiel ihr nicht leicht.
Klara Niedermann hat in ihrem Beruf die Vergänglichkeit und die Brüchigkeit menschlichen Lebens real erfahren. Es erstaunt deshalb nicht, dass sie tief im Glauben verankert war und Gott in ihrem Leben einen Platz gab. Frömmlerisches Gebaren war ihr indessen fremd, vielmehr liebte sie Humor und Lachen, auch in der Kirche. Und so war sie liebend gern auf der Seite der Musik, für die sie ein ganz offenes Herz hatte. 1992 trat sie dem MauritiusChor bei. Sie hatte eine sehr schöne und klare Sopranstimme, die ihr bis zum Austritt (mit 95 Jahren) aus dem Chor erhalten blieb. Dem Chor war sie stets innig verbunden. Zu jedem Fest brachte sie Desserts mit, beim Chorbrunch glänzte sie alle Jahre mit dem Rüsten des Gemüses. Die Pfarrei hat Klara Niedermann viel zu verdanken. Das soll zu einem späteren Zeitpunkt gewürdigt werden.
Am 101. Geburtstag noch daheim
Ein Wohnungsbrand zwang sie zu einem Spitalaufenthalt. Sie dürfe in die Wohnung zurückkehren, wenn sie die Spitex zulassen würde, wurde ihr im Spital bekundet. So kam es, sie blieb allein in der Wohnung, bis ein Oberschenkelhalsbruch ihr Leben grundlegend veränderte. Wollte sie wieder heim, war eine permanente Pflegehilfe notwendig. Diese wurde gefunden. Am 3. November 2018 hat der Chor zum 100. Geburtstag in ihrer Wohnung gesungen. Auch am 101. Geburtstag war sie noch daheim. Das Altersheim Peter und Paul in Zürich, war ihre letzte Heimat. Im Dezember 2019 zog sie dort ein. Der Tod war Klara nicht fremd. Am 23. Mai 2008 waren wir auf der Gemeinde von Wil (SG) und dort auch auf dem Friedhof. Klara zeigte den Ort, wo sie einmal begraben werden würde. Einige Tage später bekam ich ein Schreiben mit dem Thema «Abschied».
Klara verstarb am 3. September 2021 in Zürich wohlumsorgt. Am 8. September 2021, am Kirchenfest Mariä Geburt, wurde Klara Niedermann in Wil (SG) zu Grabe gelegt. Mit fast 103 Jahren kehrte sie in ihre geliebte Heimat zurück. Ein Lebenslauf hat seine Vollendung in Gott gefunden. Am 15. September fand in der katholischen Kirche Bonstetten die Abdankung statt. Der MauritiusChor sang ihr die Schubertmesse, die sie so sehr liebte. Es war ein würdiges Zeichen für die Verbundenheit und die gegenseitige Hilfe im Chor. Klara hat von Seiten des MauritiusChors seit vielen Jahren manche Unterstützung erfahren. Insbesondere hat Rita Renggli ab 2015 Klara Niedermann in unzähligen Stunden persönlich betreut. Nur so war es möglich, dass Klara in ihrer Wohnung verbleiben konnte. Rita Renggli sei ein herzliches «Vergelt's Gott» gesagt.
Bemhard Herzog, Pfarrer i. R,
im Auftrag des MauritiusChors***